Hochrenaissance  (1490- 1520)
Die Summe aus den künstlerischen Bestrebungen des 15. Jahrhunderts wird in der zeitlich kurzen Spanne der Hochrenaissance gezogen, deren Auftackt 1496 - 1498 das Abendmahl Leonardo da Vincis bildet und die bis zu den spätwerken Raffaels reicht. Man hat diese Epoche die "klassische" der abendländischen Kunst genannt. Wie jede Klassik wird auch die Hochrenaissance durch die Verschmelzung von scheinbar einander auschliessenden gestalterischen Zielen geprägt: Reales und ideales, "zufälliges" und genau durchdachtes, profanes und sakrales, ruhe und bewegung, individuelles und allgemeingültiges Verbinden sich in einzigartiger Harmonie.
Im Werk Leonardo da Vincis vollzieht sich ein für die weitere Entwicklung der Malerei entscheidener Wandel: das Gleichgewicht zwischen Farbe und Linie, die klare Unterscheidung zwischen diesen beiden Gestaltungsmitteln, wird aufeghoben zugunsten der farbigen Modulation der Umrisse. Das heißt, das die einzelnen Bildelemente nicht mehr durch präzise Konturen abgegrenzt werden, sondern die Farben ineinander übergehen. Hier knüpfen die großen venezianischen Meister des 16. Jahrhunderts an, zunächst Giorgione und Tizian.
Die Hochrenaissance ist zugleich die Epoche einer lebhaften Wechselwirkung zwischen dem Norden und dem Süden. Albrecht Dürer ist in diesem Sinne ein europäischer Künstler, und seine Italienreisen in den Jahren 1495 und 1505 / 06 bedeuten Meilensteine in der Entwicklung der Malerei.
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