Frührenaissance (15. Jahrhundert) | |
In Italien wird das 15. Jahrhundert als Zeit der Frührenaissance bezeichnet, in den Bereichen nördlich der Alpen als Spätgotik. Aber eine solche strikteTrennung verunklärt die Tatsachen. Faßt man den Begriff der "Renaissance" nicht einem weit verbreiteten Mißverständnis folgend, als "Wiedergeburt der Antike", sondern als Neubeginn der "guten", das heißt an der Natur orientierten Kunst auf - und in diesem Sinne ist der Begriff um die Mitte des 16. Jahrhunderts von dem Florentiner Giorgio Vasari geprägt worden, so bestehen zwischen Süden und Norden vielfache Parallelen. Seit dem 12. Jahrhundert hatte sich das Bürgertum zu immer größerer Bedeutung entwickelt. Jetzt tritt es in den großen Handlungsstädten als gleichberechtigter Auftraggeber neben Kirche und Adel. Nicht darauf angewiesen, sich durch die Pflege der Tradition zu legitimieren, setzt sich die Kunst in bürgerlichen Bereichen entdeckungsfreudig mit der Wirklichkeit auseinander. In dieser Beziehung besteht zwischen der bürgerlichen Kunst der flämischen und südwestdeutschen Stätden einerseits und Florenz als dem Zentrum der Frührenaissance andererseits enge Verwandtschaft. Der grundliegende Unterschied besteht darin, daß die Künstler des Nordens die vielfältigen Erscheinungen der Natur zunächst nur dem optischen Eindruck folgend wiedergeben; die Florentiner Meister dagegen stellen die neuen gestalterischen Probleme sogleich auf eine theoretische Grundlage. Die Darstellung von Räumen auf der zweidimensionalen Fläche mit Hilfe der Perspektive wird mathematisch erforscht, die Suche nach den "richtigen" Proportionen bildet ein wesentliches anliegen. Kunst und Wissenschaft verbinden sich. |
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